Dr. Richard Müller
Managing Consultant
Mit ihrer fokussierten Themenvielfalt, die von technologischen Grundlagen und ethischen Fragen bis hin zu praktischen Anwendungen und zukunftsorientierten Visionen von KI reichte, bot die Konferenz einen umfassenden Einblick in die Welt der künstlichen Intelligenz.
Highlights
Die Vorträge, die mir besonders im Gedächtnis blieben, waren die von Sascha Lobo, Johann-Peter Hartmann und Stefan Holtel.
Sascha Lobos Vortrag bot eine fesselnde Diskussion über die sozialen und wirtschaftlichen Implikationen von KI. Er forderte das Publikum auf, über die zukünftige Rolle der KI in der Gesellschaft aus Sicht von IT-Profis nachzudenken, angefangen von Software-Entwicklung über Infrastruktur bis hin zu Marketing. Insgesamt bot dieser Vortrag eine nachvollziehbar positive Sicht auf KI als hilfreiches Werkzeug der laufenden digitalen Transformation. Wir als IT-Profis müssen diese Transformation jedoch via „techno-ökonomischem Gespür“ aktiv mitgestalten.
Johann-Peter Hartmanns erste Präsentation, „Offene AI statt OpenAI„, war eine technisch tiefgreifende Analyse darüber, wie Open-Source-Initiativen KI demokratisieren und Innovationen zugänglicher machen können. Seine Keynote erweiterte diese Diskussion und malte ein Bild einer Zukunft, in der Maschinen für Maschinen Code schreiben (autonome Agenten und ephemeral code).
Stefan Holtels Einblick in das Prompt Engineering zeigte praktische Wege auf, wie Menschen die Interaktion mit generativer KI durch gezielte Anfragen verbessern können, was für viele eine neue Arbeitsweise bedeutet. Der Umgang mit Prompts ist essentiell für die effektive Arbeit mit KI-Systemen wie ChatGPT.
Neben den Vorträgen bot die Konferenz unzählige Möglichkeiten zum Netzwerken. Der Austausch mit anderen Teilnehmern und Referenten eröffnete neue Perspektiven und bestärkte die Bedeutung einer gemeinschaftlichen Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der KI.
Das Nürnberg Convention Center bot einen hervorragend geeigneten Ort für die Konferenz: Problemlose Anreise mit öffentlichem Nahverkehr und Shuttlebus, einfache Orientierung im ansonsten sehr großen Messegebäude, genügend Sitzgelegenheiten zum Arbeiten oder für Calls, freundliche Mitarbeiter und eine leckere Versorgung mit Getränken und Mittagessen/Abendbrot. Das obligatorische Bier zum Community Abend durfte auch nicht fehlen.
Lowlights
Trotz oder vielleicht gerade wegen des reichen Angebots an Workshops, Diskussionen und Vorträgen gab es einigen Bereiche, in denen die Konferenz noch hätte glänzen können. Es gab deutliche Qualitätsunterschiede sowohl im Inhalt als auch in der Präsentation einiger Vorträge; manche kamen nicht über den lustlosen Vortrag einer akademischen Abschlussarbeit hinaus. Angesichts der Tatsache wie sehr KI aktuell gehypt wird, hätte etwas mehr Enthusiasmus und inhaltlich Tiefe diese Vorträge deutlich aufgewertet.
Die KI Navigator fand parallel zur DOAG Konferenz statt, und am letzten Tag (Abreisetag für beide Konferenzen) zeigte sich dies nachteilig: Zwei Mitarbeiter an der Garderobe sind einfach zu wenig für beide Konferenzen, und es bildeten sich lange Schlangen.
Fazit
Insgesamt war die KI Navigator ein guter Einstieg in KI und die Diskussionen über deren Auswirkungen auf Technik, Gesellschaft und Wirtschaft. Im Idealfall schaffen es die Veranstalter für die nächste KI Navigator, die Qualität der Keynotes zu halten, und die Qualität der weiteren Vorträge auf ein einheitliches Niveau zu bringen. In diesem Fall werde ich die Konferenz in 2024 gerne wieder besuchen. KI-Interessierten kann ich die Konferenz guten Gewissens empfehlen.