Craft Conference Budapest 2023 – Konferenz Report

von Patrick Favre-Bulle | 16. August 2023 | Allgemein, Deutsch, Software Engineering

Patrick Favre-Bulle

Lead Developer

Die Craft Conference in Budapest ist eine renommierte Konferenz, die sich auf das Handwerk (“craft”) der Softwareentwicklung spezialisiert. In diesem Jahr fand die Veranstaltung zwischen am 18. und 19. Mai 2023 im beeindruckenden Ambiente des alten Eisenbahnmuseums statt, das mit seinen mehr als fünf Bühnen den perfekten Rahmen für die vielfältigen Themen der Konferenz bot. Die Craft Conf zeichnete sich durch ihre breit gefächerte Themenvielfalt aus, die von Architektur und Testing bis hin zu Leadership und Domain-driven Design reichte.

Als Teilnehmer sieht man hochkarätige Sprecher aus der Branche, prominente Namen wie Sam Newman (Autor “Building Microservices”), Niklas Gustavsson (Chief Architect Spotify), Manuel Pais (Co-Author Team Topologies), Aslam Khan (Functional Programming Enthusiast) und Michael Nygard (Autor “Release It!”). Bekannt war die Konferenz dafür fast jedes Jahr Martin Fowler als Speaker zu haben, der aber seit 2021 keine öffentlichen Auftritte mehr macht.

Keynotes

Sam Newman eröffnete die Konferenz mit seiner Keynote „You keep saying that Word“, die sich mit den Unterschieden zwischen Sync, Async, Request-Response und Event-Driven Designs auseinandersetzte und verdeutlichte, dass “Sync” und “Async” doch nicht so klar definiert sind wie es scheint. (siehe auch Twitter Thread)

Aslam Khan hielt die abschließende Keynote am ersten Tag mit dem Titel „Property-Based Thinking”. In diesem Vortrag präsentierte er die Konzepte des property-based testing und zeigte auf, wie dieses Denken zu völlig neuen Lösungsansätzen führen kann. Er erläuterte, wie das Testen von Software mit Eigenschaften anstelle von spezifischen Beispielen dazu beiträgt, potenzielle Fehler und Schwachstellen aufzudecken.
Manuel Pais hielt die Keynote am zweiten Tag mit dem Titel „The Future of Platforms“. In seinem Vortrag verdeutlichte er, wie Plattformen in verschiedenen Unternehmensbereichen wie Legal, Compliance und Leadership die Zusammenarbeit verbessern können. Er beleuchtete die Herausforderungen und Chancen bei der Einführung und Skalierung von Plattformen und gab wertvolle Einblicke in bewährte Praktiken und Erfolgsfaktoren. Manuel Pais zeigte auf, wie Plattformen die Innovation fördern, die Agilität steigern und die Effizienz in Unternehmen steigern können.

Lernerfahrungen

Während der Craft Conf Budapest gab es einige spannende Insights für mich, hier ein Ausschnitt:

 

  • Martin Thwaites‘ Vortrag „Building Operable Software with TDD“ präsentierte einen faszinierenden Ansatz, um schwer testbare Invarianten wie beispielsweise Caches effektiv mit Open Telemetry zu überprüfen.
  • Joseph Perline erläuterte in seinem Vortrag, dass der Begriff und die Bedeutung von „Psychological Safety“ auf Forschungen von Google zurückzuführen sind, die jedoch von Google selbst nie veröffentlicht wurden. Diese Erkenntnis verdeutlichte, dass „Psychological Safety“ ein schwer definierbarer Begriff ist und dass es wichtig ist, das Konzept und die dahinterliegende Bedeutung zu verstehen, um eine sichere und produktive Arbeitsumgebung zu schaffen.
  • David Leitners Vortrag „The Art of Architecting for Scale“ lieferte wertvolle Erkenntnisse darüber, wie man die Resilienz von Systemen anhand der Verfügbarkeit anderer Services konzipieren kann. Dieser Ansatz verdeutlichte, dass die Architektur von skalierbaren Systemen darauf abzielen sollte, die Verfügbarkeit der Dienste insgesamt zu optimieren und die Auswirkungen von Fehlern oder Ausfällen zu minimieren.

Venue & After Party

Die Wahl der Location für die Craft Conf Budapest war interessant, wenn auch mit einigen Besonderheiten verbunden. Hier sind einige Details:

  • Lage & Wetter: Die Konferenz fand etwas außerhalb von Budapest statt. Die Venue war gut erreichbar, aber es erforderte eine gewisse Anreisezeit, um dorthin zu gelangen. Leider spielte das Wetter während des ersten Tages nicht ganz mit. Es regnete hauptsächlich und war kalt, was den Aufenthalt im Freien etwas beeinträchtigte.
  • Bühnen: Die Hauptbühne befand sich im Hauptbereich des Eisenbahnmuseums, das einen starken industriellen Charme ausstrahlte. Der Geruch von warmem Schmieröl und Metall verlieh der Atmosphäre eine einzigartige Note. Die anderen Bühnen waren über das Gelände verteilt und einige davon befanden sich in Zelten. Es wurde festgestellt, dass die Zelte recht hellhörig und kalt waren, was die Hörbarkeit der Vorträge beeinträchtigte. Teilweise musste man auch längere Wege zurücklegen, um von einer Bühne zur anderen zu gelangen.
  • Unternehmenspräsenz & Sponsoren: Während der Konferenz hatten Unternehmen wie „Black Rock“, „Tesco“ und “Siemens” deutliche Präsenz. Diese Firmen warben hauptsächlich als Auftraggeber für Entwickler und Entwicklerinnen aus Budapest. Vor jedem Talk gab es einen 30-sekündigen Werbespot, die sich mangels Variation schnell wiederholten.
  • Essen: Das Essen während der Konferenz war gut. Es gab die üblichen Menüoptionen und zusätzlich einen Grillstand mit Würstchen. Allerdings wurde bemerkt, dass sich lange Schlangen bildeten, um an das Essen zu gelangen, was zu längeren Wartezeiten führte. Neben dem üblichen Filterkaffee, gab es auch einen Barista, der sich natürlich großer Beliebtheit erfreute.
  • Novelties: In den Pausen konnte natürlich auch eine “Kleinbahn” Fahrt machen und sich die ganzen historischen Eisbahnen näher ansehen.
  • After Party: Bei der After Party erhielt jeder Teilnehmer vier kostenlose Getränke. Leider kam keine richtige Stimmung auf und die Party war gegen 22 Uhr bereits fast leer.

Workshops

Von 16. bis 23. Mai, also einige Tage vor und nach der Konferenz fanden 8 Workshops statt. Dabei reichte der Inhalt über Leadership in Tech (Patrick Kua), über den Einsatz von Open Telemetry (Martin Thwaites) bis zur Agilen Transformation mit dem Unfix Model (Jurgen Appelo). Da ich nur die Konferenz besuchte kann ich zu den Workshops keine Erfahrung teilen.

Fazit

Alles in allem eine empfehlenswerte Konferenz, für übliche Ticketpreise bekommt man namhafte Speaker vorgesetzt. Vor allem auf der Hauptbühne gab es fast immer spannende Vorträge. Bedauerlicherweise fehlt durch das breitgefächerte Angebot manchmal die Tiefe, da man wahrscheinlich sonst zu viele abhängen würde. Ich glaube fast, wenn man die Bühnen und die Vielfalt etwas einschränken würde, würde sich das positiv auf den Content auswirken. Ob ich nächstes Mal dabei bin? Wahrscheinlich nicht – ich werde mir wieder eine fokussierte Konferenz aussuchen.