Vom 19.04. bis 21.04. fand dieses Jahr die KubeCon & CloudNativeCon Europe in Amsterdam statt, veranstaltet von der Cloud Native Computing Foundation (CNCF). Die CNCF wurde ursprünglich gegründet, um den Code von Kubernetes weiterzuentwickeln, zählt mittlerweile aber über 160 Projekte – darunter bekannte Größen wie Istio, Helm oder Envoy. Mit über 10.000 Besuchern vor Ort in der niederländischen Hauptstadt und über 5.000 virtuell Zugeschalteten ist sie die größte Open-Source-Konferenz in Europa. Überrascht hat uns dabei, dass wir gar nicht die einzigen Neulinge waren, sondern weit mehr als die Hälfte der Teilnehmer zum ersten Mal dabei war.
Für uns begann die Konferenz bereits einen Tag früher am 18.04., da wir einen der begehrten „all-access“ Pässe ergattern konnten, mit dem wir auch Zugang zu exklusiven Vorab-Talks hatten. Dementsprechend ging es am Dienstag bereits um 4:00 Uhr früh los, um den Flieger Richtung Amsterdam zu erreichen.
Tag 1
Aber lasst uns von vorne beginnen. Am ersten Tag angekommen, mussten wir zuerst unsere Badges drucken und uns stärken (Kaffee!! – gab es glücklicherweise in Mengen und noch dazu gratis), bevor es losging. Der Linkerd Day (Linkerd ist einer der vielen Konkurrenten von Istio) war sehr interessant, wir hörten Geschichten über die Cloud-Transformation der Norwegischen Wohlfahrtsbehörde („NAV“) und ihre Use Cases sowie verschiedene Updates der Entwickler und in welche Richtung sie Linkerd entwickeln wollen.
Danach ging es weiter zum Istio Day (oder sollten wir zu diesem Zeitpunkt nicht lieber „Half-Day“ sagen?), welchen wir als Nutzer des Produkts in unserem aktuellen Projektkontext mit Spannung erwartet hatten. Besonders interessant fanden wir die Ambient Mesh Architecture, welche die aktuelle Hauptweiterentwicklung auf der Roadmap ist und das Problem der Istio Sidecar Proxies in Teilen heilen soll. Highlight war eine Vorstellung von John Keates, einem Cloud Engineer des niederländischen Modehauses Wehkamp, der die Cloud-Migrations-Reise seines Teams beschrieb und die Fehler, die sie dabei gemacht haben (welche wir – let’s face it – so oder so ähnlich auch schonmal gemacht haben). Zwei Entwicklerinnen von Bloomberg stellten ihre auf Istio basierende Zero-Trust Architektur vor. Diese haben wir so ähnlich gerade erst selbst auf unserem eigenen Projekt beim Kunden ausgerollt, was für uns eine super Bestätigung unserer Arbeit war und zeigt, dass man auch im Banking cutting-edge sein kann (Blogpost dazu folgt in Kürze!)
Am Ende des Tages gab es noch einzelne Lightning Talks im Hauptauditorium der Messe und aufgrund des frühen Aufstehens fand der Tag dann auch ein baldiges Ende im Hotel.
Key Takeaway – Tag 1: Early to rise and late to bed makes for a happy but exhausted cloud engineer with a lot of new idea how to use a service mesh.
Tag 2
Der zweite Tag begann mit einem Frühstück in einem kleinen Café, bevor wir uns auf den Weg zur Keynote im RAI-Convention-Center machten. Dort gab es Infos zur Community, neuen Mitgliedern der CNCF, Kontributoren und neu aufgenommenen Projekten. Im Anschluss haben wir uns voller Vorfreude auf die Jagd nach verschiedenen Merch Produkten der Aussteller auf der Company Fair gemacht und die einzelnen Stände nach Stickern, T-Shirts und anderen Goodies abgegrast. Im Gedächtnis bleibt Linkerd – für deren Goodie (eine Mütze) man ihr Produkt auf einem Kubernetes Cluster installieren musste. Bei den anderen Anbietern musste man zumeist nur sein Badge scannen lassen und somit seine Kontaktdaten dalassen (wer braucht schon GDPR, wenn er ein Rancher T-Shirt haben kann?!).
Über den Tag verteilt besuchten wir verschiedene Vorträge, wie zum Beispiel zur Zero Trust Architektur der ING. Analog den Vorträgen von Bloomberg am ersten Tag, zeigte auch dieser Vortrag, dass wir mit unserem aktuellen Setup im Projekt am Puls der Zeit sind. Der viel beschworene Shift-Left Ansatz hat sich zumindest im Security Bereich in der sonst doch eher konservativ geprägten Bankenwelt durchgesetzt. Im nächsten Talk lag der Fokus auf den Trends im Bereich Secure Supply Chain Management. Wir lernten dabei, wie viel mehr wir noch machen können beim Absichern von Komponenten, Aktivitäten und Prozessen, die bei der Erstellung und dem Deployment von Software beteiligt sind.
Am Abend gab es eine eigene Party, genannt „Kubecrawl“, im Messegelände mit einzelnen Events an den Ständen der Aussteller wie z.B. Fußball-Darts, Real Life Pac Man und Virtual Laser Tag, alles begleitet mit Lightning Talks und Produktvorstellungen der jeweiligen Hersteller.
Key Takeaway – Tag 2: Shift-left on Security setzt sich als klarer Fokus in der Community durch. Unsere eigene Security-Awareness haben wir zugleich demonstriert und jeden unsere Badges scannen lassen. Jetzt freuen wir uns auf ganz viele Werbe-Mails.
Tag 3
Der dritte Tag begann wieder mit einem Frühstück im gleichen Café (Routinen lohnen sich!), gefolgt von der Keynote mit Updates zur Weiterentwicklung von Kubernetes sowie Vorträgen einzelner Diamond Sponsors und einer Vorstellung ausgewählter CNCF Incubating Projects („den Neuen“).
Von den Talks stach besonders “Next Generation Cloud Security” hervor, welcher versuchte sich den zukünftigen Themen in diesem Bereich zu widmen, so zum Beispiel der „Post Quantum-Computer Security“. Ein spannendes und weites Feld. Doch mit Blick auf die rasante Entwicklung der vergangenen Jahre auch zu einem guten Teil Glaskugel lesen, wie der Speaker selbst zugab.
Die Zeit dazwischen verbrachten wir gemäß unserem diesjährigen Hauptthema „EU-Cloud“ damit, mit verschiedenen Anbietern ins Gespräch zu kommen. Die Großen aus dem deutschsprachigen Raum wie Stackit und Hetzner kannten wir bereits, holten uns dort also nur kleinere Updates. Wir nutzten die Zeit lieber, um mit uns bisher unbekannten Anbietern wie Fuga aus den Niederlanden und SysEleven aus Berlin ins Gespräch zu kommen. Im EU-Cloud Markt ist jedenfalls Bewegung und wir werden die neuen Kontakte nutzen, um den ein oder anderen Anbieter zu verproben und auf Nutzbarkeit in unseren Projektkontexten zu testen.
Zum Abschluss des dritten Messetags wurde noch die Weltpremiere der Entstehung von Envoy als Dokumentation im Kinosaal des Convention-Centers gezeigt. Bei bestem Wetter ließen wir den Abend schließlich noch mit einer kleinen Erkundungstour durch Amsterdam ausklingen.
Key Takeaway – Tag 3: Auch in Messezentren kann man ins Kino gehen! Die Zukunft vorhersagen ist Glaskugellesen in der Post-Quantum-Computer Ära, nichtsdestotrotz werden sich einige EU-Cloud Anbieter am Markt durchsetzen.
Tag 4
Am vierten Tag saß zufällig der CNCF CTO Chris Aniszczyk beim Frühstück in unserem Café neben uns (ich sagte doch Routinen lohnen sich!). Da er ziemlich abgekämpft aussah, haben wir auf Fotos und tiefe Diskussionen zum aktuellen Stand von Kubernetes und der CNCF verzichtet und ihm nur zu einer tollen Konferenz gratuliert.
Nach dem obligatorischen Foto vor dem bekannten „I Amsterdam“ Schriftzug ging es zur heutigen Keynote. Diese begann wieder mit verschiedenen Projektupdates und anschließend einer Reihe Use-Case Talks der Diamond Sponsoren. Unter anderem stellte der Vertreter von Cisco eine Lösung zum Thema Real-Time Media Streaming für Live-Events vor (wer kennt ihn nicht, den hakenden Buffer bei Bundesliga-Streams). Die letzten Talks nutzten wir dann noch, um uns zum Thema Umweltauswirkungen der Cloud aufzuschlauen sowie noch einmal auf der Company Fair mit einigen neuen CNCF Projekten und deren Ausstellern ins Gespräch zu kommen, bevor es dann auch Abends zurück zum Flughafen und nach vier anstrengenden Tagen im Sonnenuntergang zurück nach Hause ging.
Key Takeaway – Tag 4: Routinen lohnen sich, auch wenn man sie nur drei Tage lang pflegt.
Fazit
Die KubeCon Europe 2023 war ein großartiges Erlebnis für uns und hat viele neue Eindrücke und Ideen für die Nutzung von Cloud Native Services und besonders Kubernetes geliefert. Die Konferenz war super organisiert, angefangen vom Badge-Erstellen bis hin zum finalen Bag-Pickup auf dem Weg zum Flughafen. Es gab dauerhaft verfügbare Snacks, Drinks und Essen sowie tolle After-Show Partys. Besonders hervorzuheben war die Möglichkeit mit Vertretern und Entwicklern einzelner Anbieter zu sprechen, ihre Produkte zu diskutieren und neue Ideen für Einsatzmöglichkeiten auf unseren Projekten zu sammeln.
Alles in allem war die KubeCon Europe 2023 ein voller Erfolg und ein Muss für alle, die sich für Cloud Native Services und Kubernetes interessieren. Wir freuen uns schon auf die nächste Konferenz in Paris 2024 und hoffen, wieder dabei sein zu können.